Die Netzwerk-Idee

Trotz langfristig steigender Energiepreise lassen viele Unternehmen hoch rentable Energieeffizienz-Potentiale liegen. Dabei könnten sie Preissteigerungen für Strom und andere Energieträger weitgehend kompensieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie stärken.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Häufig haben die Energieverantwortlichen in Unternehmen und Gebietskörperschaften wenig Zeit für die Suche nach Lösungen zur Senkung der Energiekosten, es fehlt ihnen der Marktüberblick und energietechnische Kenntnisse. Hinzu kommt, dass die Geschäftsleitung bisweilen andere Prioritäten hat oder Entscheidungsroutinen nutzt, die Energieeffizienzaspekte und deren Wirtschaftlichkeit nicht geeignet bewerten.

Meist sucht jeder Energieverantwortliche daher allein „seine“ Lösung. Dies bedeutet einen hohen Zeiteinsatz, hohe Lernkosten (Fehler) und zuweilen Ärger oder Geringschätzung seitens der Geschäftsleitung oder der Verwaltungsspitze, wenn die Lösung nicht in gewünschtem Maße greift oder gar die Energieversorgung des Produktionsstandortes bzw. einer städtischen Anlage nicht perfekt funktioniert.

 

Ein Schlüssel zu erfolgreichen Lösungen: Lernende Energieeffizienz-Netzwerke

Um das zu ändern, steht im Zentrum der lernenden Energieeffizienz-Netzwerke der regelmäßige und professionell moderierte Erfahrungsaustausch von zehn bis 15 Energieverantwortlichen. Ziel ist, die vorhandenen Erfahrungen und Kenntnisse zur energieeffizienten Lösungen miteinander zu teilen, um schnell und ohne große Fehler neue energietechnische Lösungen zu realisieren und die Energiekosten zu senken.

Dieser Erfahrungsaustausch in Kombination mit den Betriebsbegehungen senkt die Such- und Entscheidungskosten und reduziert Fehler. Außerdem können die Geschäftsleitung oder der Stadtkämmerer über das jährliche Monitoring den Beitrag der Energieeffizienz zur Produktionskosten-Senkung und zum Jahresgewinnn bzw. zur Entlastung des Verwaltungshaushaltes realisieren.

Verschiedene Träger bieten in Deutschland Energieeffizienz-Netzwerke an. Bei den Unternehmens-Netzwerken unterscheidet die Praxis häufig zwischen Netzwerken für mittlere und große Unternehmen mit jährlichen Energiekosten von mehr als 0,5 Millionen Euro und kleineren Unternehmen unter 0,5 Millionen Euro. Zudem gibt es auch kommunale Netzwerke (für Gebietskörperschaften). 

 

Wie funktioniert ein Energieeffizienz-Netzwerk?

  • Wenn Sie in den letzten Jahren noch kein Energieaudit hatten, starten Sie damit. Wir als AGEEN unterstützen Sie dabei, erfahrene energietechnische Berater*innen auszuwählen.
  • Der Energieaudit-Bericht sollte für die (Re-)Zertifizierung der ISO 50001, DIN EN 16247 oder Anträge zum Spitzenausgleich direkt verwendbar sein. Dort steht auch (vertraulich) ein mehrjähriges Ziel der Energiekostensenkung durch die vorgeschlagenen wirtschaftlichen Energieeffizienz-Maßnahmen (Investitionen und organisatorische Maßnahmen).
  • Sie treffen sich meist vierteljährlich mit den Energieverantwortlichen aus Ihrer Stadt oder Region bzw. Gebietskörperschaften zu einem professionell vorbereiteten und moderierten Treffen mit Erfahrungsaustausch untereinander sowie Betriebsbegehung bei einem der Netzwerkteilnehmer. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit Jahresenergiekosten unter 0,5 Millionen Euro treffen Sie sich nur etwa zweimal pro Jahr für einen halben Tag.
  • Sie erhalten auf Wunsch jährlich ein Monitoring Ihres energietechnischen Fortschritts anhand eines Monitoring-Tools in Zusammenarbeit mit ihrem energietechnischen Berater. Sie können es auch für sich selbst machen (bei Bedarf auch online).
  • Sie können die erzielten Effizienz-Gewinne und CO2-Emissionminderungen als einzelnes Unternehmen oder die Netzwerkergebnisse gegenüber Ihren Mitarbeitern, Ihren Kunden oder der Öffentlichkeit kommunizieren.

 

Welchen Nutzen hat die Netzwerk-Teilnahme?

Eine Studie hat die Effizienz-Potentiale und die Performance von 366 teilnehmenden Unternehmen in 30 Pilot-Netzwerken während drei bis vier Jahren ausgewertet und kam zu folgenden Ergebnissen:

  • Die teilnehmenden Betriebe verdoppelten ihren Energieeffizienz-Fortschritt mit durchschnittlich 2,1 Prozent pro Jahr gegenüber den Nichtteilnehmern.
  • Die jährlichen Energiekosteneinsparungen lagen bei diesen Netzwerken im Durchschnitt bei 180.000 Euro pro Jahr nach vier Jahren Netzwerkarbeit. Die CO2-Emissionen verminderten sich um rund 1000 Tonnen pro Jahr.
  • Sie können rund 10 wirtschaftliche Maßnahmen erwarten, die das Energieaudit mit einer durchschnittlichen internen Verzinsung von 30 Prozent bei den 366 Unternehmen fand.
  • Während 100 Maßnahmen umgesetzt wurden, entstanden zeitgleich weitere 60 neue Ideen zur Energieeffizienz, die das Energieaudit zu Beginn nicht ergeben hatte.
  • Der Fokus auf Energieeffizienz und Energiekosten-Senkung bleibt mindestens für die Dauer der Teilnahme in einem Energieeffizienz-Netzwerk auf der Tagesordnung und hat damit die Chance, auf allen Ebenen des Betriebs bzw. der Verwaltung verinnerlicht zu werden

Die Idee der Energieeffizienz-Netzwerke stammt aus der Schweiz. Das erste Netzwerk wurde in Zürich in 1987 gegründet (und es arbeitet noch heute). Im Jahr 2002 wurde das Konzept nach Deutschland übertragen.